„Bürgerfest“ an der Gaibacher Konstitutionssäule
Unter dem Motto: „Gemeinsam Bayern feiern“ fand am 17.5.2018 ein Bürgerfest an der Konstitutionssäule in Gaibach (Lkr. Kitzingen) statt. Anlass war das doppelte Jubiläum des Landes Bayern: 200 Jahre Verfassungsstaat und 100 Jahre Freistaat Bayern. Hier ein Bericht aus fränkischer Sicht von Otto Weger:
Das Wetter war gut, die Umgebung dort in den Weinbergen bei Volkach ist wunderschön und die Säule zeigte sich im Fahnenschmuck. Natürlich keine Frankenfahne, sondern Bayern und Volkach. Zumindest aber keine Rautenfahne sondern nur weiß-blau.
Es gab einen Festzug mit Trachten- und Musikgruppen aus allen Teilen Bayerns, gefühlt haben die fränkischen Trachten überwogen. Viel Polit- und sonstige Prominenz (Markus Söder, Barbara Stamm, Joachim Herrmann, Regierungspräsidenten, Landräte…, aber auch Graf Schönborn, ein Nachfahr von dem Schönborn, der die Säule bauen ließ, und Max von Bayern). Die Reden waren zunächst einmal erfreulich kurz. Gemessen an dem Anlass, dass ja Bayern und die bayerische Verfassung gefeiert wurden, wurde Franken (natürlich als Bestandteil Bayerns) und der Anteil der Franken am damaligen Zustandekommen des bayerischen Staates und der Verfassung ausreichend gewürdigt. Auch dass Franken, die für die Einhaltung der Verfassung kämpften (Wilhelm Joseph Behr), dafür im Gefängnis landeten.
Vor der Bayernhymne wurde sogar das Frankenlied gesungen, darauf besteht Barbara Stamm immer.
Beim zweiten Thema, „100 Jahre Freistaat Bayern“ wurde immerhin auch erwähnt, dass ein „Sozi“ (Kurt Eisner) den Freistaat gegründet hat. Aus meiner Sicht war die Veranstaltung nicht übertrieben Altbayern- und CSU-lastig.
Eigentlich ein gelungenes Fest. Doch leider hatte man bei der als „Bürgerfest“ angekündigten Veranstaltung die Bürger wohl vergessen. Das Festzelt war mit der Prominenz und den Trachten- und Musikgruppen schon ziemlich gefüllt, so dass für „normale“ Bürger nicht mehr viel Platz blieb und das Zelt schon vor Beginn der Veranstaltung wegen Überfüllung geschlossen wurde. Zwar gab es außerhalb auch einige Biergarnituren, aber längst nicht genug, um allen Platz zu bieten. Und schlimmer: es gab nichts zu essen und selbst Getränke zu ergattern war schwierig. Im Zelt, und nur dort, gab es Essen mit Bedienung durch fränkische Weinprinzessinnen. Wer nicht ins Zelt kam, bekam auch nichts zu essen. Ansonsten hatte man einen riesigen Aufwand getrieben, z.B. waren die ca. 1,5km Fußweg vom Parkplatz zum Festplatz vom THW mit einer aufwändigen „Straßenbeleuchtung“ versehen worden, aber die einfachsten Bedürfnisse der „Bürger“ hatte man wohl vergessen oder nicht damit gerechnet, dass welche kommen.
Die Konstitutionssäule wurde von 1821 bis 1828 unter der Leitung von Graf Franz Erwein von Schönborn in seinem Schlosspark auf einem Hügel bei Gaibach errichtet. Sie sollte an die bayerische Verfassung von 1818 erinnern.
Im Jahre 1832 fand dort, zeitgleich mit dem bekannteren Hambacher Fest eine Feier mit etwa 5000 Teilnehmern statt, bei der in Reden König Ludwig I zur Einhaltung der Verfassung aufgefordert wurde. Die Initiatoren des Festes wurden daraufhin verhaftet. Der Würzburger Bürgermeister und Staatsrechtler Wilhelm Joseph Behr war bis 1846 in Haft.