Coburg gehörte nie zu Thüringen
Anschluss Sachsen-Coburgs am 1. Juli 1920 zu Bayern war ein Beitritt, kein Wechsel
Vom Hochmittelalter bis etwa zur Reformation, also bis zum Beginn der Neuzeit, hatte das Benediktinerkloster Saalfeld durchaus nennenswerten Streubesitz im Bereich Coburg und Sonneberg. Dies stellt, bevor die Wettiner 1353 erste Besitzungen südlich des Rennsteigs errangen, die einzige nennenswerte historische Verbindung dieser Region zwischen Rennsteig und Main über den Rennsteig hinweg nach Norden dar. Ansonsten ist die Region historisch von der Zugehörigkeit zum Herzogtum Franken und zum Landkapitel Coburg des Bistums bzw. der Diözese Würzburg geprägt. Auch der heute länderübergreifend gesprochene mainfränkische Dialekt Itzgründisch weist mit seinen vielfältigen Mundarten auf diese historische Verbundenheit mit dem heutigen Unterfranken hin. Gleiches gilt für das Henneberger Land zwischen Bad Salzungen und Schleusingen, wo sich die ebenfalls heute länderübergreifend gesprochenen mainfränkischen Dialekte Hennebergisch und Grabfeldisch finden.
Nachdem die fränkischen Grafen von Henneberg Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts ihren Machtbereich von Westen her – Eisfeld, Meeder, Callenberg und Hohenstein stellten bis dahin die westlichste Ausdehnung der Grafschaft Henneberg dar – recht genau bis an die heutigen Landkreisgrenzen zu Kronach und Lichtenfels ausdehnen konnten, fiel die aus der Neuen Herrschaft der Henneberger herausgelöste Pflege Coburg in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in zwei Schritten an die Markgrafschaft Meißen der Wettiner. Die Wettiner bezeichneten ihre Besitzungen südlich des Rennsteigs als ihre Ortslande zu Franken.
Nachdem im Jahr 1806 das albertinisch-wettinische Königreich Sachsen gegründet wurde, entstand in den Gebieten der ernestinisch-wettinischen, reußschen und schwarzburgischen Territorialstaaten die Notwendigkeit sich umgangssprachlich vom aufstrebenden Königreich Sachsen zu distanzieren. Zum einem stand der Begriff Sachsen dafür nicht mehr zur Verfügung. Zum anderen hatten Reuß und Schwarzburg historisch mit Sachsen nichts zu tun. So verwendete man mit der Gründung eines Zoll- und Handelsvereins 1832 erstmals den Begriff der Thüringischen Staaten. Im zweiten Deutschen Kaiserreich verwendete man diesen Sammelbegriff ab den 1870er Jahren im Deutschen Reichstag. Erst ab etwa den 1890er Jahren finden sich dann auch in Sachsen-Meiningen und in Sachsen-Coburg z.B. Postkarten und Werbeanzeigen in den Tageszeitungen, auf bzw. in denen die beiden sächsischen Herzogtümer umgangssprachlich Thüringen zugeordnet wurden. Coburg gehörte dennoch von 1423, als die Markgrafschaft Meißen in das an die Wettiner gefallene Kurfürstentum Sachsen integriert wurde, bis 1920 zu Sachsen und niemals zu einem Territorium namens Thüringen.
Die Coburger wurden nicht dadurch zu Franken, weil sie sich 1920 basierend auf einem Volksentscheid Bayern anschlossen. Der heute umgangssprachlich verwendete Begriff Südthüringen weißt leider keinen Bezug zur kulturräumlichen Zugehörigkeit der Region zwischen Rennsteig und der thüringisch-bayerischen Landesgrenze auf, wie ihn u.a. die Begriffe Unter- und Oberfranken zeigen. Begriffe wie Henneberg-Franken oder Werra-Main-Franken, die wir diese seitens des Vereins Henneberg-Itzgrund-Franken seinerzeit wiederholt als Alternative angeregt haben, wären in diesem Sinne wesentlich zutreffender. Die heutigen Südthüringer sind aus kultureller und historischer Sicht genauso Franken, wie es die heutigen Nordbayern auch sind. Interessant ist, dass auch jüngere Aussagen des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder in ihrer Wortwahl Franken nicht mehr nur auf das heutige Bundesland Bayern begrenzen und der MDR kürzlich erstmals Lokalpolitiker in Südthüringen und Nordbayern als fränkische Lokalpolitiker zusammengefasst hat.“
„Die Coburger sind allerdings nach wie vor die einzigen Franken, die freiwillig zu Bayern kamen. Die Grafschaften Ansbach und Bayreuth/Kulmbach wurden von den Hohenzollern an die Wittelsbacher verkauft. Die Hochstifte Würzburg und Eichstätt und einige der heute in Bayern liegenden ehemaligen freien Reichsstädte wurden am Grünen Tisch der großen Politik den Wittelsbachern zugeschustert, ähnlich wie die heute in Baden-Württemberg liegenden Teile Frankes an das Königreich Württemberg fielen. Das Hochstift Bamberg und andere Reichsstädte wurden von den Wittelsbachern militärisch okkupiert, was sich diese erst im Nachhinein von der großen Politik absegnen ließen.