Die Lauterburg in Rödental
Ruine vom Heimatverein Rödental zu neuem Leben erweckt!
Es ist schon spannend, wenn man vom Parkplatz am Waldrand im Stadtteil Oberwohlsbach den Burgberg zur Lauterburg hinaufsteigt. Wendet man sich um, hat man nicht nur das Panorama des Coburger Landes vor sich, sondern man erblickt auch den Staffelberg und östlich sogar den Kordigast. Der autofreie Wanderweg führt durch Viehweiden – im Sommer oft mit Schafen bestückt – hinauf zur Burg, wo man von der Frankenfahne begrüßt wird. Etwas außer Atem steht man dann vor der imposanten Burganlage, die alten Glanz und Herrschaft erahnen lässt. Spätestens dann stellt sich die Frage, was es mit diesem Kleinod auf sich hat.
Man muss weit zurückblicken, um die Wurzeln der Burg zu finden.
Erstmalig wurde das „Castrum Luterberg“ in einer Urkunde von 1156 erwähnt. Burgherren waren zu diesem Zeitpunkt die Herren von Wolfeswach. In der Urkunde ist Herrman von Sterker-Wolfeswach benannt. Die Herren Wolfeswach, die das Castrum Luterberg als Lehen der Grafen von Henneberg innehatten, haben auch den kleine Orten Ober- und Unterwohlsbach, heute Stadt Rödental, ihren Namen gegeben. Wie es geschichtlich vielfach zu finden ist, hatte auch das Castrum Luterberg in seiner langen Geschichte wechselnde Besitzer. So auch die Herren von Schaumberg. Aus dieser Linie stammt Adam von Schaumberg, er wurde erstmals 1471 urkundlich erwähnt und ist 1524 gestorben.
Dieser lebte zur Zeit der Reformation auf der Lauterburg und somit während der sächsischen Herrschaft in Coburg, mitten im Zentrum der Bewegung des Religionswechsels. Adam von Schaumberg, ein gebildeter Ritter, sowohl Bamberger als auch Sächsischer Rat, hat sich auf der Lauterburg mit der noch herrschenden katholischen Lehre, der Machtstellung des Papstes, der Beichte, dem käuflichen Seelenheil, der Absolution und der Heiligenverehrung auseinandergesetzt und verfasste basierend auf Martin Luthers Flugschrift von 1520 „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“ ein Büchlein, das dem gemeinen „einfachen Volk“ helfen soll, den neuen Glauben zu verstehen. Dieses Buch war deswegen so bedeutend, weil es die erste theologische Schrift eines Laien für andere Laien in der kursächsischen Pflege Coburg war. Dies schlägt sich auch im Titel des Werkes nieder, hieß es doch mit komplettem Text:
Dyses buchlein wirdt genent der Leyen Spiegell. Darinnen die fromme ungelerten eynfeltigen christen menschen ersehen und lernen sollen; was ine nach den wortten Chrsti unsseres lieben herren; seiner heyligen apostell und Ewanngelisten; zu glauben und zu thun sey. Welches mit den Propheceyen auß dem alten gesetzes gezogenn; bewert Ist.
Somit wurde die Lauterburg im 16. Jahrhundert eine frühe Stätte der Reformation für den südlichsten Teil des sächsischen Kurfürstentums.
Im dreißigjährigen Krieg 1635 wurde die Burg fast vollständig zerstört, die Reste gingen 1695 in den Besitz des Herzog Friedrich von Sachsen-Gotha über. Dieser hatte kein Interesse an dem zerstörten Bauwerk und übergab die Burg mit all seinen Besitzungen seiner Tochter Dorothea Maria als Heiratsgut mit dem Erbprinzen Ernst Ludwig von Meiningen. Dem Meininger gefiel die Gegend nicht zuletzt wegen der weitläufigen Jagdgründe gut, sodass er das Bauwerk zu einem prächtigen dreistöckigen Lust- und Jagdschloss umbauen ließ und fortan das Anwesen Ludwigsburg nannte.
Allerdings wurde der Bau mit 169 Fenstern nie fertig gestellt und als die Meininger Linie ausstarb kam es in der Erbfolge zwischen dem Coburger und Gothaer Herzogshaus zu einem Streit, in dessen Folge ein kleiner Krieg entstand. Die Geschichte überliefert, dass die Gothaer mit 600 Mann die Burg belagerten, die die Coburger besetzt hatten. Es wird berichtet, dass die Gothaer Grenadiere alsbald die Belagerung aufgaben, da ihnen die Coburger die Bierzufuhr abgeschnitten hatten. Nun stand der unvollendete Bau nutzlos und unbewohnt auf Berges Höhe und die Bauern des Dorfes Oberwohlsbach holten sich Steine der Mauerreste zum Bau ihrer Häuser.
Es kam, wie es kommen musste, die Mauern zerfielen und es wurde immer gefährlicher die Anlage öffentlich zugänglich zu halten, denn der große Tonnengewölbesaal und ein breiter Gang, im Volksmund Hexenküche genannt, waren noch vorhanden und lockte Neugierige, besonders Kinder und Jugendliche an, was bei der Baufälligkeit nicht ungefährlich war. Deshalb entschloss man sich die Burgruine im Jahr 1959 zu sprengen. Was blieb, war ein großer Steinhaufen.
Die Heimatfreunde Rödentals wollten den Verlust der Lauterburg nicht hinnehmen. Es wurden lange Jahre Pläne geschmiedet, wie man die Burg zumindest teilweise wiederaufbauen könnte. Dem damaligen Bürgermeister Ferdinand Fischer, dem Vorsitzenden der Heimatvereins, Harald Tischer und auch dem späteren Bürgermeister Gerhard Preß ist es zu verdanken, dass die Pläne verwirklicht werden konnten.
Mit Hilfe des städtischen Bauhofes und des Bauunternehmens Schneider und vielen Helfern wurde 10 Jahre in Eigenleistungen die Lauterburg in Ihrem Grundriss in hohen Mauern wiedererrichtet. Mit Spenden und Zuschüssen wurden 600.000 DM verbaut, bis man nach 10 Jahren Bautätigkeit 1999 die Lauterburg wieder der Öffentlichkeit übergeben konnte. Das Tonnengewölbe im „Rittersaal mit Kamin“ und der Gang der Hexenküche konnten wieder nutzbar gemacht werden.
Ein Turm wurde über dem Eingang errichtet, um an altes Rittertum zu erinnern. Zur Weihnachtszeit grüßt ein leuchtender Weihnachtsstern die Durchreisenden.
Seit dieser Zeit gehört die Lauterburg wieder zu den Sehenswürdigkeiten und Naherholungs-zielen der Stadt Rödental und der umliegenden Region. Der Heimatverein Rödental unter dem Vorsitz von Prof. Günther Ott, unterstützt von seiner Frau Ingrid, wird nicht müde, immer neue Feste und Begegnungen auf die Burg zu bringen. So gab es schon neben den traditionellen Treffen am 1. Mai, dem Familienpicknick und dem Entzünden des Weihnachtssterns, auch Theateraufführungen, Konzerte, Mittelalterfeste und vieles mehr.
Der Burginnenhof – heute als Burgterrasse bezeichnet – ist immer zugänglich und lädt zum Besuch ein. Will man auch das Gewölbe sehen, muss man sich bei Familie Ott anmelden. Wer die Lauterburg besuchen will, braucht nur den Stadtteil Oberwohlsbach anzufahren, von dort ist der Weg beschildert.
Ingrid Ott
Heimatpflegerin Landkreis Coburg
für Tradition und Brauch
Am 2.7.2019 wurde vom damaligen Verein Henneberg-Itzgrund-Franken, zusammen mit dem Heimatverein Rödental und dem Fränkischen Bund, aus Anlass des Tages der Franken eine Frankenfahne gehisst, die seitdem über der Lauterburg weht.