Tannbach – die Reaktionen
im Bild: Der Tannbach in Mödlareut 1949 Quelle: Museum Mödlareuth
Tannbach 2 löste wie schon Tannbach 1 heftige Diskussionen in den Medien aus. Auch der Fränkische Bund kam wieder dank einer DPA- Meldung flächendeckend von Garmisch bis Aschaffenburg zu Wort. Nachfolgend einige Meinungen aus der Presse und dem Netz.
Joachim Kalb schreibt dazu (DPA, Leserbrief):
Schon im Vorfeld war klar, dass das ZDF in dreister „mir-san-mir“-Manier nach dem ersten Dreiteiler von Tannbach im Januar 2015 trotz massiver Proteste in den Medien und einem Shitstorm im Internet bei seiner Linie bleibt. In Franken nennt man so was „pelzig“. Die absurden und z.T. dümmlichen „Argumente“ (keine fränkischen Schauspieler, Franken kennt keiner …) sind unverändert unverschämt.
Abgesehen vom unpassenden Dialekt drängt sich außerdem der Verdacht auf, dass man absichtlich den fiktiven Namen „Tannbach“ verwendet hat, damit man alles an Ideologie und unzulässigen Übertreibungen usw. hineinpacken kann, fernab der wahren Begebenheiten in Mödlareuth. Der Seppl-Dialekt musste deshalb wieder sein, weil man sonst nicht so viele Schauspieler von „Dahoam is dahoam“ unterbringen konnte!
Es gab schon jede Menge gute Dokuserien wie Heimat (ARD 2013) aus dem Hunsrück, die Dasslers (Pioniere, Brüder und Rivalen aus Herzogenaurach von ARD 2017) oder die Schwäbin Margarete Steiff (Spielfilm von 2005, erst kürzlich wiederholt). Nirgends kam man auf die absurde Idee, nicht die Originalsprachen(Dialekte) zu verwenden!
Nur weil ein paar oberbayerische Lobbyisten im ZDF scheinbar das Sagen haben, meint man, es mit uns Franken machen zu können.
Und wer`s noch nicht gemerkt hat: Der Film und die Schauspieler wurden allesamt mit unseren Rundfunkgebühren bezahlt!
Manfred Hofmann ergänzt im Internet:
„Tannbach“ ist Teil einer groß angelegten Manipulation. Das gebühren-finanzierte ZDF hat als öffentlich-rechtlicher Rundfunksender einen Informationsauftrag. Eine gut funktionierende demokratische offene Gesellschaft setzt nämlich eine optimal informierte Bevölkerung voraus. Um diesen Auftrag erfüllen zu können, erhält der Sender sehr viel Geld. Wenn deutsche Regionen und Örtlichkeiten dargestellt werden, dann hat das so zu erfolgen, wie sie sind. Es handelt sich sicherlich nicht um eine Kleinigkeit und es ist auch nicht egal, ob Franken bundesweit dargestellt wird oder nicht. Es geht um sehr viel Geld und um Macht. Nach meiner Beobachtung unterschlägt das ZDF vorsätzlich nicht nur hier die Besonderheiten des künstlich zusammengesetzten Bundeslandes „Bayern“, um München das Regieren zu erleichtern. München reicht nicht an die thüringische Grenze. Beim Norden des Bundeslandes „Bayern“ handelt es sich um eine Region in der Franken leben. Das unterschlägt das ZDF. Dem Sender geht es offensichtlich nicht darum, zu informieren, um eine offen Gesellschaft zu ermöglichen, sondern darum, zu manipulieren, um vorhandene Machtstrukturen abzusichern. Wenn da niemand ist, den man an der politischen Willensbildung beteiligen müsste, muss man das auch nicht tun. Entsprechend wird unsere „Geschichte“ ja bis auf den heutigen Tag von den Legitimationshistorikern des „Hauses der Bayerischen Geschichte“ zurechtgebogen.
Ein evangelischer Pfarrer aus Oberbayern schreibt uns:
Grüß Gott,
noch eine Ergänzung zur Tannbach-Kritik, die ich sonst noch nirgends gefunden habe:
Neben dem Dialektdebakel wurde auch die kirchliche Darstellung absolut versemmelt – in Tannbach-West ein katholischer Pfarrer und in Tannbach-Ost ein evangelischer Pfarrer. Den letzten katholischen Pfarrer in Mödlareuth gab es vor der Reformation! Natürlich hat dann die katholische Grafentochter ihre Kinder evangelisch taufen lassen … also auch hier eine absolute Vergewaltigung der Szenerie.
Noch ein netter Kommentar aus den Internet-Foren:
Die Kritik ist nachvollziehbar. Das ist vergleichbar, wenn man die Rosenheim-Cops mit ostfriesischem Platt daherkommen ließe.
Beim Franken-Tatort in der ARD geht es ja auch; ein paar Schauspieler mit fränkischem Akzent und der Rest babbelt halt Hochdeutsch. Aber Tannbach (also Mödlareuth) nach Oberbayern zu verlegen ist einfach ein Stilbruch und „a drümmä Schelln“ seitens dieses völlig ignoranten und arrogant agierenden ZDF.
Und was antwortet das ZDF in einem gleichlautenden Standardbrief auf die vielen Protestbriefe, die an Zuschauerservice@zdf-service.de gingen?
Sehr geehrter Herr Detzel,
vielen Dank für Ihre E-Mail. Wie schon in der ersten Staffel von „Tannbach“ wird in Teilen des Dorfes ein südländischer, auch vom Bayerischen inspirierter Dialekt gesprochen. Da es sehr viele unterschiedliche Dialekte in Deutschland gibt, sogar ganz unterschiedliche bayerische Dialekte, konnten und wollten wir uns hier keinesfalls auf eine Dialektfarbe beschränken. Wichtig ist es, dass wir eine ländliche Diktion, eine ländliche Spracheinfärbung haben, denn das ist es, worum es eigentlich geht: Ein Dorf im Südosten Deutschlands, das wie unter einem Brennglas die deutsche Geschichte erzählt. Es wird also weder Fränkisch noch Bayerisch gesprochen, sondern ein Dialekt, der natürlich dem Bayerischen, das einem breiten Publikum am besten verständlich ist, am nächsten kommt.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Zuschauerservice
Ein Kommentator in der Nürnberger Zeitung kommentierte das sehr treffend! In Auszügen:
Die Antwort ist von unfreiwilligem Humor. Es wird also weder Bayerisch noch Fränkisch gesprochen, sondern ein an dem Bayerischen angelehnter Dialekt, weil Bayerisch am besten verstanden wird. Die NZ empfiehlt, sich diesen Kunstdialekt patentieren zu lassen. Vielleicht könnte man ihn auch in Lizenz weltweit vertreiben. Motto: Bayerisch, endlich echt verständlich. Geht`s noch!
Liebes ZDF, mit dem Zweiten soll man besser sehen, heißt es in Eurer Werbung, aber will man das noch? Ein Dorf im Südosten Deutschlands – nahe am Balkan? – zu inszenieren, um eine authentisch gemeinte Geschichte mit einem Pseudodialekt zu erzählen, ist eine Fälschung. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender, für die man Geld zahlt, sollten sich einmal überlegen, was sie mit so einem Murks Zuschauern zumuten. Man muss den Dialekt im Fernsehen nicht auf die Spitze, sprich ins Unverständliche, treiben, und man muss auch nicht nur Hochdeutsch sprechen, aber verzichtbar ist ein „südländischer Dialekt“.