Wir sind noch nicht fertig!
ein Kommentar aus fränkischer Sicht von Joachim Kalb
In der Rückschau auf das Jahr 2019 können wir vom „Verein für Franken“ zunächst stolz darauf sein, beginnend 2018 maßgeblich daran mitgewirkt zu haben, dass diese unsinnige und ungerechte Straßenausbausatzung (Strabs), besser bezeichnet als „fränkische Sondersteuer“, jetzt vom Tisch ist.
Wer allerdings der Meinung war und ist, dass mit der Wahl eines Ministerpräsidenten aus Franken alle Forderungen bezüglich Bevorzugung Oberbayerns nun schnell erfüllt würden, befindet sich auf dem Holzweg, was negative Folgen für unser Frankenland hat.
Warum? Schauen wir kurz zurück in die „Kampfzeit“ unseres Fränkischen Bundes. Der letzte kurzzeitige M.P. aus Franken, Günter Beckstein, und Innenminister Joachim Herrmann haben sich damals massiv dagegen gesträubt, unsere Frankenfahne etwa auf der Nürnberger Burg wehen zu lassen. Zudem hat insbesondere Günter Beckstein damals auch lange das Märchen vom Verbot der Frankenfahne an kommunalen Gebäuden erzählt. Auch OB Ulrich Maly hat damals gekniffen und nur die Nürnberger Stadtfahne an seinen Turm in der Burg hissen lassen. Markus Söder hat danach immerhin verfügt, dass die Frankenfahne dauerhaft auf der Burg bis heute unangefochten weht. Und siehe da, es ist seitdem keine Revolution und auch kein Bürgerkrieg ausgebrochen.
Nun, solche Aktionen wie auch unsere mittlerweile 20-jährige Beflaggung auf dem Staffelberg haben im Frankenland nahezu flächendeckend dafür gesorgt, dass die weiß-blaue Wittelsbacher Fahne außerhalb der staatlichen Gebäude unter Minderheitenschutz gestellt werden muss! Wer allerdings meint, dass mit dieser „Normalisierung“ unseres fränkischen Selbstbewusstseins alles geklärt sei, der befindet sich ebenfalls auf dem Holzweg.
Unserem Ministerpräsidenten aus Franken wird z.T. nachgesagt, dass er recht flexibel im Halswirbelbereich ist und auch schauspielerische Fähigkeiten aufweist. Hat er sich doch bei seiner letzten 180 Grad Drehung zusammen mit den Freien Wählern zur besonderen Freude der AfD die Grünen als neues Feindbild auserkoren.
Der gelernte BR-Moderator Söder weiß genau, was beim BR läuft, nämlich das, was Herr Prof. Günter Dippold, der rührige und fähige Bezirksheimatpfleger von „Ober“franken, am 1.11.2019 im „Nordbayerischen“ Kurier bezüglich des Bayerischen Rundfunks geäußert hat: „Ein Regensburger Sprachwissenschaftler hat einmal zwei Tage bayerisches Fernsehen untersucht und festgestellt: Wenn Dialekt gesprochen wird, ist es zu 98 Prozent der mittelbairische. Wenn das so ist, liegt ein Bruch des Staatsvertrages vor, denn abzubilden wäre Bayern in seiner Komplexität.“ Auch die nachfolgende Einsicht aus berufenem Munde ist bemerkenswert: „Was die Benachteiligung Oberfrankens angeht, hat sich in der Wirtschaftsförderung viel zum Besseren gewendet, aber im kulturellen Bereich besteht noch großer Nachholbedarf.“
Nun, wir erinnern uns: Seit der Gründung des FB steht der BR auf der Tagesordnung. Unser letzter großer Anlauf, mit 3000 Unterschriften über den Rundfunkrat was zu verändern, ist auch mangels Unterstützung der Medien und der CSU- sowie auch von SPD-Leuten im Landtag und im Rundfunkrat abgeblockt worden. Seitdem wird der BR immer ungenießbarer, so dass es jetzt auch Herrn Dippold reicht, der vor einigen Jahren uns nicht gerade unterstützt hat.
Nun, was solls. Wir sind der festen Überzeugung, dass ein letzter gemeinsamer Anlauf mit vereinten Kräften aller, die Franken ihre Heimat nennen – wie von uns angedacht – mit einer gezielten Klage gegen den BR endgültig den BR-Knoten zerschlagen könnte und diesen Sender wieder genießbar machen würde für uns Franken und die Schwaben
Ein weiterer seit 1999 alljährliche Dauerbrenner von unserer Seite war und ist die teure von uns mitfinanzierte Aktion „Invest in Bavaria“, die richtig eigentlich Invest in Oberbayern und München heißen müsste, weil eben ca. 90 % der weltweit damit angeworbenen Firmen und folglich viele Arbeitsplätze ausschließlich dort geschaffen wurden und werden. Seit 1999 bis heute zur Söder-Regierung bekämpften, vor allem Grüne, Freie Wähler und SPD diese Initiative mit allen Mitteln. Mit der CSU-FW-Koalition war absolut nichts mehr von den Freien Wählern dazu zu hören, und unser M.P. aus Franken tauchte vollständig ab. Ihm ist sicher klar, welche gewaltige Summe an Investitionen sich innerhalb von 20 Jahren hier über München und Oberbayern ergossen hat und weiterhin ergießt.
Ein letzter Schwerpunkt unserer mittlerweile fast knapp drei Jahrzehnten währenden ehrenamtlichen Arbeit in unserem Verein für Franken (2020: 30 Jahre Fränkischer Bund e.V.!) ist die Rückführung der unter Napoleon nach München verschleppten und geraubten fränkischen Kulturgüter (Stichwort Bamberger Domschatz, Fränkisches Herzogschwert, Nürnberger Dürerbilder usw.). Verhindert hat das damals die FDP, ehemals Koalitionspartner der CSU. Kulturminister Heubisch (FDP) hat damals etwas getan was ich – und ich glaube auch der Verein – dieser Partei nie verziehen hat nämlich, dass sie in der letzten alles entscheidenden Abstimmung im Petitionsausschuss des Landtages alleine mit der CSU (Goppel) unsere Petition abgelehnt hat. Dies zerstörte mit der Minute ein Jahrzehnt echter Knochenarbeit vieler unserer Vereinsmitglieder. Es war damals unser wichtigstes Projekt mit einer extrem hohen Akzeptanz und Rückhalt in den Medien sowie der Bevölkerung. Das perverse daran war, dass gerade die FDP (Westerwelle) sich im Wahlkampf und noch im Petitionsausschuss vehement für die Rückgabe der Kulturgüter eingesetzt hatte.
Die größten Unterstützer unserer damaligen Sache waren die Freien Wähler, die Grünen, die SPD und sogar Teile der CSU. Deshalb ist es jetzt an der Zeit, einen neuen Anlauf in Sachen fränkische Kulturgüter zu unternehmen. Es muss dazu vor allem ein Gesetz von 1923 geändert werden, womit die besagten Kunstwerke als Dauerleihgaben nach Franken zurückgegeben werden könnten, wo sie hingehören. Was tut der Bamberger Domschatz in München? Man stelle sich vor, der Kölner Domschatz läge in Düsseldorf, was da los wäre. Bleibt zu hoffen, dass die Freien Wähler und die „neue“ CSU ehrlicher sind als die FDP, die damals ihren Stammvater, den Lichtenfelser Thomas Dehler verraten und verkauft hat. Die Freien Wähler sollten sich deshalb gut überlegen, ob sie den gleichen Weg gehen wollen wie die FDP damals. Zumal ja in dieser Sache auch unser M.P. aus Franken Interesse an den fränkischen Kulturgütern haben müsste, wenn er glaubhaft bleiben will. Günter Beckstein schloss sich damals zwar sehr spät, aber immerhin, unseren Forderungen an.
Sollten es die fränkischen Behörden, Dienststellen, Vereine, Verbände, Parteiuntergliederungen, Medien usw. und vor allem deren Führungsmannschaften einmal schaffen, zusammen und vor allem gleichzeitig bezüglich der Durchsetzung fränkischer Belange und Interessen an einem Strang in dieselbe Richtung zu ziehen, werden wir schnell, dauerhaft und nachhaltig gleichwertige Lebensverhältnisse und Gerechtigkeit im ganzen Land herstellen können.
Fazit: Wir sind noch nicht fertig!